Um CO2 in der Logistik zu senken, müssen diverse Entscheidungen im Unternehmen berücksichtigt werden. Auf dieser Seite präsentieren wir einen generischen Strategie-Entwicklungsprozess für die Dekarbonisierung der Logistik, welcher von Prof. Alan McKinnon entworfen wurde (McKinnon, 2018; McKinnon, 2021). Dieser Prozess unterteilt sich in 10 Stufen und bietet ein Gerüst für die Reduktion von Emissionen in der Logistik.
Im Forschungsprojekt “GreenLog_DSS” haben wir diese Stufen spezifiziert und Tools, Handlungsempfehlungen sowie wissenschaftliche Erkenntnisse generiert, die wir hier – maßgeschneidert auf deren praktische Anwendung in Industriebetrieben – in den großen Rahmen einer Dekarbonisierungsstrategie einordnen.
Dies soll Entscheidungsträgern der Industrielogistik einen Leitfaden zur Hand geben, um die Reduktion von Emissionen in der betrieblichen Logistik systematisch zu verfolgen.
Nach McKinnon dienen die folgenden 10 Schritte (mit Iterationen) der Formulierung und Umsetzung einer Strategie zur Reduktion von Emissionen der Logistik:
Am Beginn jeglicher Veränderung steht eine Motivation zur Veränderung – die sich nach unterschiedlichen Theorien unterschiedlich erklären lässt. Eine häufig verwendete Theorie, die Institutional Theory, erklärt den Drang nach Veränderung von Organisationen an Hand drei großer Treiber:
Im wesentlichen treffen all diese Treiber der Veränderung auf die Dekarbonisierung der Logistik zu – und lassen sich zur Argumentation von Maßnahmen, Finanzierungen und Projekten in diesem Bereich verwenden.
Lediglich 25% der von uns befragten österreichischen Logistik- und Industriebetriebe berechnen und berichten ihre Logisitkemissionen regelmäßig.
Aus unserer Erfahrung ist es hierbei wichtig darauf zu achten, dass es ein Tool gibt, mit dem neue und spontane Maßnahmen zur Reduktion bewertet werden können. Dies erfordert neben der technischen Seite eines Tools auch die Kompetenz der Mitarbeiter in der Verwendung dessen.
Mehr Details dazu sowie Tipps zu Tools und Regelwerken zur CO2-Berechnung finden Sie hier.
Ziele sind wichtig – aber umso wichtiger ist die Art, wie Ziele gesetzt werden. Eine interessante Studie hat das Commitment von Multinationalen Unternehmen zur CO2-Reduktion mit der tatsächlichen CO2-Reduktion verglichen und kommt zu den Schlüssen, dass die Art der Klimaziele, ihre Ambitioniertheit und der zeitliche Rahmen eine Rolle für die Umweltleistung spielen:
Kurz zusammengefasst deuten die Ergebnisse darauf hin, dass Klimaziele realistisch sein müssen und langfristige Veränderungen berücksichtigen sollten (Dahlmann et al, 2017).
Um mögliche Maßnahmen zur Dekarbonisierung zu indetifiziern, haben wir neben dem wohlbekannten und ganzheitlichen “Avoid-Shift-Improve”-Ansatz einen neuen Ansatz, speziell für die kurzfristigere CO2-Reduktion in der Logistik produzierender Unternehmen, entworfen.
Eine Herangehensweise zur Identifikation von Maßnahmen finden Sie hier
Kollaboration wurde auch bei der Reduktion von Emissionen als ein Schlüssel zum Erfolg identifiziert. Dies erstreckt sich auf diverse Bereiche und Partner, die gegenseitig voneinander profitieren können.
Für die Evaluierung der Kosten der Maßnahmen empfehlen wir die Verwendung des Vermeidungskostensatzes. Dieser beschreibt, wie viel es kostet, eine Tonne CO2 zu vermeiden. Somit können Maßnahmen nach deren wirtschaftlichen Auswirkungen priorisiert werden. Sind Vermeidungskosten negativ, ergeben sich Einsparungen hinsichtlich Kosten und Emissionen.
Eine Vorlage zur Berechnung von Vermeidungskosten finden Sie hier.
Die Logistik ist für ihre konkurrierenden Ziele bekannt. Die gleichzeitige Optimierung von Zeit, Kosten, Flexibilität, Qualität und Emissionen ist in der Regel nicht möglich. Umso wichtiger ist das objektive Abwägen verschiedener Zieldimensionen bei logistischen Entscheidungen. Genau bei dieser multikriteriellen Entscheidungsunterstützung kann die Wissenschaft Entscheidungsträger in der Logistik unterstützen.
Speziell für die CO2-Reduktion haben wir deshalb ein Tool entwickelt, mit dem verschiedene Maßnahmen gelistet, in diversen Kritierien bewertet, und so untereinander verglichen werden können. Das Ergebnis ist neben einem Ranking der Maßnahmen nach den individuellen Präferenzen des Unternehmens eine “Potentialmatrix” der Dekarbonisierung.
Das Tool zur Evaluierung und dem Ranking von Maßnahmen finden Sie hier.
Wie viele Emissionen am Ende des Tages tatsächlich gesenkt werden können, hängt weitgehend davon ab, wie fest “grüne Logistik” im Unternehmen verankert ist und wie die Logistikmanager das Potenzial der Maßnahmen zur Treibhausgasreduktion und die Implementierungshindernisse wahrnehmen. Die Ergebnisse zeigen auch eine Diskrepanz zwischen den Wahrnehmungen der Praktiker und wissenschaftlich validierten Emissionsminderungspotenzialen, was zu Einschränkungen bei der Strategieentwicklung führen kann (Miklautsch und Woschank, 2023).
Auch wenn die Kompensation von CO2-Emissionen durch die Investition in Kompensationsprojekte (wie beispielsweise in Waldaufforstung) ein stark diskutiertes Instrument zur Dekarbonisierung ist, ist sie in gewissen Branchen zur Erreichung eines Net-Zero-Ziels notwendig. Ein Beispiel dafür ist CORSIA (Carbon Offsetting and Reduction Scheme for International Aviation), welches ein globales Framework für die Kompensation von Emissionen aus dem Luftverkehr bietet.
Maßnahmen umsetzen und Emissionen verringern!
Strategieentwicklung ist wohlbekannt kein linearer Prozess. Insofern beeinflussen sich die Elemente der Strategieentwicklung gegenseitig und sie sollte laufend an sich ändernde Anforderungen angepasst werden. Ein konkretes Beispiel kann die Veränderung des akzeptierten Vermeidungskostensatzes sein, sobald sich die CO2-Bepreisung ändert.